Bei welchen Erkrankungen?

Der Beckenbodenschrittmacher bzw. die die sakrale Nervenstimulation wird bei folgenden Erkrankungen eingesetzt:

 

 

Schließmuskelschwäche (Stuhlinkontinenz)

Unter Darm- oder Stuhlinkontinenz versteht man den unkontrollierten Abgang von Winden, flüssigem oder festem Stuhl. Entsprechend wird die Stuhlinkontinenz in Grad I, II oder III eingeteilt.

 

Wenn der ungewollte Stuhlabgang überhaupt nicht wahrgenommen wird, so spricht man von einer passiven Stuhlinkontinenz, während bei der Drang-Stuhlinkontinenz der Darminhalt nicht lange genug zurückgehalten werden kann, bis eine Toilette erreicht wird.

 

Bei den erkrankten Patienten handelt es sich entgegen weitläufiger Meinung keineswegs nur um alte, multimorbide Menschen. Auch Patienten, die noch mitten im Leben stehen, können von einer Schließmuskelschwäche betroffen sein. Die Ursachen können sein: Geburtsverletzungen, neurologische Störungen (wie z.B. Bandscheibenvorfall, Multiple Sklerose, Diabetes, Rückenmarksverletzungen) oder aufgrund von Operationen am Enddarm (z.B. bei Darmkrebs oder Vorfall des Mastdarms). Nicht selten ist bei Frauen auch eine Beckenbodenschwäche für eine mangelnde Kontinenzfunktion verantwortlich. Permanentes verstärktes Pressen bei der Stuhlentleerung ist ebenfalls ein Risikofaktor für eine Schließmuskelschwäche.

 

 

überaktive Blase (Dranginkontinenz)

In der Urologie wird die Sakralnervenstimulation zur Behandlung der überaktiven Blase eingesetzt.

 

Eine überaktive Blase kann mit einer Harn-Dranginkontinenz einhergehen, kann sich aber auch nur auf übermäßig häufiges Wasserlassen beschränken. Betroffene Patienten verspüren einen plötzlich einschießenden Harndrang, so dass sie sofort zur Toilette rennen müssen.

 

Auch das übermäßig häufige Wasserlassen - bis zu 30x am Tag - führt zu einer enormen psychischen Belastung der Patienten, da kein normaler Tagesablauf mehr möglich ist. Der soziale Radius wird durch die ständige Erreichbarkeit einer Toilette bestimmt.

 

(Anmerkung: die sakrale Nervenstimulation ist nicht zur Behandlung der Belastungsinkontinenz geeignet, bei der ein Urinverlust z.B. beim Husten oder Nießen auftritt.)

 

 

Weitere Indikationen für die SNS

Darüber hinaus wird die Sakralnervenstimulation bei atoner oder schlaffer Blase eingesetzt, wenn also die Blase beim Wasserlassen nur unzureichend entleert werden kann. Es verbleiben dann hohe Restharnmengen in der Blase. Wenn die Blase gar nicht mehr ohne Katheter entleert werden kann, spricht man auch von einer Retention.

 

Auch bei bestimmten Formen der chronischen Verstopfung kann die sakrale Nervenstimulation hilfreich sein, wenn z.B. eine stark verlangsamte Passage des Darminhaltes vorliegt ("Slow-Transit-Obstipation").

 

Nicht zuletzt wird die sakrale Nervenstimulation in Einzelfällen auch bei chronischem Beckenschmerz (Pelvic Pain, Painful Bladder Syndrom) oder analem Schmerz eingesetzt.