Erfahrungsberichte von Patienten

Patientin, 64 Jahre

 

 

Warum wurde bei ihnen eine

 

Sakralnervenstimulation durchgeführt?

 

Nach einer Operation und einer anschließenden Bestrahlung wegen einer Krebserkrankung litt ich unter Stuhlinkontinenz. Ich hatte nach der Bestrahlung immer wieder dünnere Stuhlgänge, die oft in die Hose gingen. Vor allem, dass ich bei Stuhldrang  keine Zeit mehr hatte, eine Toilette aufzusuchen, engte mein Leben unglaublich ein. Nie konnte ich mich außerhalb meiner gewohnten Umgebung bewegen, ich blieb weitgehend zu Hause, Konzertbesuche, Einkaufstouren, all das habe ich früher so gerne getan, war nicht mehr möglich. Ich hatte einfach Angst, dass ein " Unfall" passiert.

 

 

Wie kamen Sie zu einer Sakralnervenstimulation?

 

Über eine Radiosendung hörte ich von der Möglichkeit einer solchen Technik und mein Sohn fand über das Internet den Arzt, der die Sakralnervenstimulation anbietet. Selbst mein Hausarzt hatte von dieser Technik noch nichts gehört.

 

 

Haben Sie wegen Ihrer Erkrankung eine andere

 

Therapie ausprobiert?

 

Ich habe natürlich versucht, meinen Stuhlgang fester zu machen, hier wurde mir von meinem Arzt Opium verschrieben. Das hat meine Beschwerden ein wenig verbessert, aber insbesondere der unkontrollierte plötzliche Drang und dann die fehlende Zeit eine Toilette zu finden, blieben. Auch die Biofeedbacktherapie brachte keinen Erfolg, die Sonde konnte ich wegen der Hautentzündung am After, die ich nach der Bestrahlungsbehandlung hatte, fast gar nicht einführen. Mein Hausarzt wollte mich immer ermutigen, mir einen künstlichen Ausgang machen zu lassen.

 

 

Wie erlebten Sie die Operation?

 

Die Vorstellung mit einem elektronischen Gerät die ganze Zeit herumzulaufen hat mir eigentlich nicht gefallen, andererseits hat mein Mann  auch einen Herzschrittmacher und der behindert ihn im Alltag gar nicht.

Die Operation fand am gleichen Tag statt als ich ins Krankenhaus kam. Nach der Operation kam der Arzt zu mir und hat den Schrittmacher angestellt, ich bekam ja zunächst einen Schrittmacherkasten, den ich an die Hose hängen konnte. Der Strom wurde angestellt und ich spürte ein Kribbeln an der Scheide und am After. So wurde der Schrittmacher dann eingestellt. Als ich das Kribbeln abends nicht mehr spürte, habe ich geglaubt, irgendetwas wäre kaputt aber die Schwester sagte mir, dass das immer so ist und nichts mit der Funktion zu tun hat. Die Operationsnarben am Kreuzbein und am Gesäß habe ich nur in der ersten Nacht gemerkt. Drei Tage musste ich im Krankenhaus bleiben. Zuhause war das Kabel zum Schrittmacher schon lästig. Ich wusste, wenn das mit dem äußeren Schrittmacher klappt, würde ich einen Schrittmacher unter die Haut bekommen, das war mein Trost.

Nachdem der Test gut funktioniert hat, habe ich dann den Schrittmacher unter die Haut gelegt bekommen. Ich bekam eine zweite Operation, musste aber nur zwei Tage im Krankenhaus bleiben. Ich hatte zwei Wochen einen blauen Fleck an der Stelle am Gesäß, Schmerzen hatte ich eigentlich nie nach dem zweiten Eingriff.

 

 

 

Wie haben Sie die Wirkung des Schrittmachers

 

gemerkt?

 

Das Kribbeln war ziemlich schnell weg. Im ganzen Durcheinander mit diesem kleinen Kästchen habe ich zunächst gar nicht gemerkt, dass ich die ersten Tage gar keinen Stuhlgang hatte. Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich dann meinen Stuhldrang daheim verspürte und mir gedacht habe, jetzt probiere ich mal den Toilettengang so lange wie möglich hinauszuzögern, was richtig gut geklappt hat. Die Tage darauf war es dann wieder nicht ganz so gut. Es war aber immer noch deutlich besser als vorher.

Als der Schrittmacher unter die Haut verlegt wurde, war die Funktion zunächst überhaupt nicht mehr so gut. Mit der Fernbedienung konnte mein Arzt aber wieder eine gute Einstellung finden und ich hatte viel mehr Zeit eine Toilette aufzusuchen. Die Zahl der "Unfälle" ist viel weniger geworden.

 

 

Was hat sich in ihrem Leben durch den

 

Schrittmacher verändert?

 

Auch wenn die Situation meines Schliessmuskels nicht mehr so ist wie vor der Krebserkrankung und Bestrahlung, habe ich durch den Schrittmacher ganz viel Sicherheit gewonnen und ich trau mir zu, wieder außer Haus zu gehen. Mit Freundinnen einkaufen, eine Busreise machen, alles das kann ich wieder machen.