spezielle medizinische Fragen



Muss der Beckenbodenschrittmacher immer vor dem Toilettengang ausgeschaltet werden?

Nein, die meisten Patienten lassen den Schrittmacher die ganze Zeit eingeschaltet. Wenn die Stärke der Stimulation gerade an der Wahrnehmungsschwelle eingestellt ist, wird das Wasserlassen oder die Stuhlentleerung nicht beeinflusst. Selbstverständlich kann es auch nicht schaden, wenn Sie dennoch den Schrittmacher vor dem Toilettengang ausschalten möchten.

 

  

Können die elektrischen Impulse des Beckenbodenschrittmachers schädlich sein?

Nein, die Stärke der elektrischen Impulse wird so eingestellt, dass Sie die Impulse anfangs gerade noch verspüren. Schon einer Viertelstunde verspüren die meisten Patienten das Kribbeln nicht mehr. Insgesamt wurden mit dieser Methode schon mehr als 100.000 Patienten behandelt. Man weiß also über mögliche Nebenwirkungen sehr gut Bescheid. Irreversible Komplikationen sind bisher nicht bekannt geworden.

 

 

Wo soll das Kribbeln verspürt werden?

Die meisten Patienten verspüren das Kribbeln meist im Afterbereich, manchmal auch im Dammbereich, seltener im Bereich der Scheide. Da die Sakralnerven sowohl mit der Blase als auch mit dem Enddarm verbunden sind, kann das Kribbeln sowohl "vorne" als auch "hinten" wahrgenommen werden. Für den Therapieerfolg spielt es keine Rolle, wo genau das Kribbeln verspürt wird. Nach kurzer Zeit kann das Kribbeln meist nicht mehr bewußt wahrgenommen werden.

 

 

Wofür benötige ich eine Fernbedienung?

Die meisten Patienten benutzen die Fernbedienung kaum. Einmal vom Arzt eingestellt, läuft der Beckenbodenschrittmacher die ganze Zeit durch. Mit der Fernbedienung behalten Sie jedoch die Kontrolle über den Schrittmacher. Sie können damit den Schrittmacher ein- und ausschalten, sowie die Stärke der Stimulation leicht anpassen oder überprüfen, ob der Schrittmacher überhaupt noch eingeschaltet ist. Üblicherweise tragen die Patienten diese Fernbedienung nicht ständig mit sich herum. Wenn Sie jedoch verreisen, sollten Sie die Fernbedienung mitnehmen. Wenn die Stimulation zum Beispiel störend wäre, könnten Sie den Schrittmacher ganz ausschalten oder einfach nur die Stärke reduzieren.

Umgekehrt können Sie die Starke leicht erhöhen, wenn Ihre Beschwerden sich nicht bessern. Es ist jedoch nicht notwendig und nicht erwünscht, dass Sie die Stärke der Stimulation ständig höher stellen, nur weil Sie das Kribbeln nicht mehr ausreichend spüren.

 

 

Soll ich den Schrittmacher nachts ausstellen?

Die meisten Patienten lassen den Schrittmacher Tag und Nacht permanent durchlaufen. Denn das ist für die meisten Patienten einfacher. Nicht alle Patienten würden mit dem ständigen Ein- und Ausschalten zurecht kommen. Außerdem hat man dann immer eine gleichbleibende Wirkung. So lassen Patienten mit Blasenproblemen (z.B. Dranginkontinenz oder überaktive Blase) den Schrittmacher üblicherweise ständig eingeschaltet.

Wenn jedoch die Stuhlinkontinenz Ihnen nachts keine Probleme macht, kann der Schrittmacher nachts auch ausgeschaltet werden, um die Batterie des Schrittmachers zu schonen. Andererseits ist es einfacher, wenn Ihr Arzt andere Batterie schonende Einstellungen des Schrittmachers wählt, ohne dass der Schrittmacher jeden Tag ein- und ausgeschaltet werden muss.

 

 

 Komme ich im Alter mit dem Beckenbodenschrittmacher zurecht?

Ihr Arzt kann Ihnen den Schrittmacher so einstellen, dass Sie sich nicht darum kümmern müssen. Sie sollten jedoch ein- bis zweimal pro Jahr Ihren Arzt aufsuchen, damit der Schrittmacher kontrolliert werden kann.

 

 

Bis zu welchem Alter wird ein solcher Beckenbodenschrittmacher eingepflanzt?

Es gibt keine generelle Altersobergrenze, ab der diese Methode nicht mehr in Frage kommt. Es wird jedoch vorausgesetzt, dass die betroffenen Patienten noch entsprechend fit sind und von der Therapie hinsichtlich ihrer Lebensqualität über mehrere Jahre profitieren würden. Umgekehrt ist diese Methode also für bettlägerige, demente Patienten definitiv nicht geeignet.

 

  

Wie oft muss ich zur Nachkontrolle?

Etwa ein- bis zweimal pro Jahr sollten Sie zur Nachkontrolle gehen. Diese Nachkontrollen werden ambulant durchgeführt. Die Schrittmachereinstellungen können über Funkwellen überprüft oder verändert werden.

 

 

Vertrage ich den Schrittmacher auch wenn ich Allergien habe?

Viele Menschen haben Allergien, deshalb werden heutzutage in der Medizintechnik ausschließlich besonders verträgliche Materialien bei Implantaten eingesetzt. Der Beckenbodenschrittmacher besitzt ein Gehäuse aus Titan, genau wie alle Herzschrittmacher. Eine Titan-Allergie ist allerdings äußerst selten und selbst in diesem Fall könnte ein speziell mit Parylene beschichteter Schrittmacher verwendet werden.

 

 

Kommt der Schrittmacher auch für Rollstuhlfahrer in Frage?

Für Patienten mit einem kompletten Querschnitt kommt die Sakralnervenstimulation nicht in Frage. Patienten mit einem inkompletten Querschnitt können jedoch durchaus von der Sakralnervenstimulation profitieren. Wenn die Patienten ständig im Rohlstuhl sitzen, kann der Schrittmacher anstatt im oberen Gesäßbereich auch im Unterbauch implantiert werden, um Missempfindungen zu vermeiden.

 

 

Welche unterschiedlichen Implantationstechniken gibt es bei der Testphase?

Um die Wirksamkeit der Sakralnervenstimulation vor der Implantation des endgültigen Blasen- oder Darmschrittmachers testen zu können, wird im ersten Schritt im Rahmen eines operativen Eingriffs eine Elektrode an einem oder mehreren Sakralnerven gelegt. Die Wirksamkeit der Methode kann dann in häuslicher Umgebung über mehrere Wochen getestet werden.

Je nach verwendetem Elektrodentyp spricht man vom PNE-Test oder vom sogenannten Two-Stage Test. Beim Two-Stage Test wird schon während der Testphase die endgültige Elektrode eingesetzt. Diese Methode ist das modernere Verfahren, da die Erfolgsaussichten wesentlich besser sind und sich der Behandlungserfolg sicher bei der Implantation des Schrittmachers fortsetzen lässt. Außerdem kann mit der permanenten Elektrode länger getestet werden, was die Aussagekraft des Testergebnisses erhöht.

Im Gegensatz dazu werden beim PNE-Test nur eine oder mehrere dünne, temporäre Drahtelektroden an die Sakralnerven gelegt. Diese Methode ist zwar weniger invasiv, aber die PNE-Elektroden, die nur auf der Haut fixiert sind, verrutschen sehr leicht und können damit das Testergebnis gefährden. Aus diesem Grunde setzen wir quasi nur das modernere Two-Stage-Verfahren ein.

Manche Zentren bevozugen jedoch nach wie vor den PNE-Test, weil die Elektroden kostengünstiger sind und sich leicht entfernen lassen.

Bei bestimmten Blasenproblemen oder bei komplexen Funktionsstörungen des Beckenbodens, wie z.B. bei einer schlaffen Blase, wird nicht selten links und rechts eine Elektrode eingesetzt. Man nennt dies auch eine bilaterale oder zweiseitige Stimulation. Bei den meisten Indikationen (wie z.B. bei der Stuhlinkontinenz) reicht eine einseitige Stimulation aus, da sie in der Regel genauso wirksam ist.

 

 

Kann die Sakralnervenstimulation auch bei Schwangeren eingesetzt werden?

Es ist zwar nicht anzunehmen, dass diese Neuromodulation einen Einfluss auf den Fetus hat, jedoch sollte während der Schwangerschaft der Beckenbodenschrittmacher auf jeden Fall ausgeschaltet werden.